"Wir machen Boden gut":

Permakultur, regenerative Landwirtschaft, Keyline, Agroforst als aktiver Klimaschutz

 

Meine Großeltern hatten ihren Garten als Lebens(mittel)grundlage in der Gemeinde Schlangen, für meine Eltern wurde er immer mehr zum Beispiel dafür, dass die Waren aus dem Supermarkt größer und schöner waren und immer größere Bereiche des Gartens wurden zu einer Rasen- und ungeliebten und pflegeintensiven Gartenfläche. Viele der Nachbargärten verwandeln sich in Präsentationsgärten und Grillambiente. Für uns ist der Weg zur Permakultur auch ein Weg zurück in die 50er meiner Großeltern, in der die Landwirtschaft auf den kleinen ererbten Flächen mit Haus und Schwein und 2 Ziegen immer auch Semisubsistenzwirtschaft (vgl. Wikipedia) war:

"Als Semi-Subsistenz(land)wirtschaftsbetriebe werden kleine landwirtschaftliche Familienbetriebe bezeichnet, welche die lokale Vermarktung mit der Produktion zum Eigenbedarf kombinieren und bei denen ökonomische Verhaltensweisen eher durch Bedarfsorientierung als durch Wettbewerbsorientierung geprägt sind."

Unser Nebenerwerbsbetrieb ist kein Hobby, weil das Ziel nicht etwa die Regeneration für die Erwerbsarbeit ist, sondern der Erhalt der Eigenständigkeit, Entwicklung nichtentfremdeter Lebensweisen und eine Grundsicherung gegenüber unsicheren lohnabhängigen Lebensverhältnissen. Unser Nebenerwerbsbetrieb dient nicht der Maximierung von Gewinnen, sondern dem Ertrag, der Produktion hochwertiger Lebensmittel bei gleichzeitigem Erhalt und/oder der Verbesserung der Böden, im besten Sinne Nachhaltigkeit

"Wenn man 100000 Londoner davon überzeugen könnte, nur 10 Obstbäume zu Pflanzen, dann wäre das eine Millionen Bäume - ein Wald. und wenn Programme zum Baumpflanzen in den städtischen Gebieten der Welt durchgesetzt würden, könnte eine neuer weltweiter Wald wachsen, der in gewissem Maße die Zerstörung des tropischen Regenwaldes kompensieren würde. Ich habe die Vision von Mini-Wäldern in Millionen von Hinterhöfen (Hart 1993)."

Gemeinde Schlangen, Keyline Design, Permakultur
Gemeinde Schlangen, Keyline Design, Permakultur

Regionalität

Bad Lippspringe, Paderborn, Horn-Bad Meinberg, Kreis-Lippe, Kreis Paderborn, NRW
Waldgarten-Emkental, Waldgarten Bioland

 "Waldgarten-Emkental" ist ein kleiner Bioland-Betrieb mit gotländischen Pelzschafen und einer Vielzahl an Gemüse- und Obst- / Wildobstsorten. Wir bewirtschaften knapp 8 Hektar Wiesen und Ackerland. Die zentrale Fläche erstreckt sich imKreis Lippe in der Gemeinde Schlangen auf 4,5 Ha vom Emkental im Süden bis zum Kohlstädter Hassel im Norden. Als wir die Fläche gekauft haben, gab es im Süden 13 Pappeln und ein Heckenfragment zwischen Wiese und Acker, dass die Fläche etwa halbierte. Ein weiteres Heckenfragment gab es im Nordwesten. Mittlerweile wurden die Hecken so erweitert, dass rund um die Fläche  und auch als Binnendifferenzierung ein Heckenband sichtbar wird, dessen Lücken immmer kleiner werden. In diese Hecken integrieren wir eine Vielzahl von Wildobst von Haselnüssen über Aronia und Zierquitten, bis hin zu Mispeln und Walnüssen.  Der Betrieb ist als ökologisch wirtschaftender Betrieb im Anbauverband Bioland organisiert und regional vernetzt. Unser Wohnhaus mitten in einem Wohngebiet liegt am Senneradweg. Weitere Informationen zum Verband und zu weiteren Betrieben in der Region OWL finden Sie unter: www.bioland.de

Das Waldgarten Prinzip

Das "Waldgarten-Prinzip"

Die Waldgärtnerei geht auf Robert A. de J. Hart zurück, der den natürlichen Wald mit seinen drei  Vegetationsschichten als Vorbild  für eine Gärtnerei nimmt, die ein Mehr an ökologischem Gleichgewicht und Vielfalt herbeiführt. Mit Wald sind dabei aber nicht unsere mit Maschinen zu bearbeitende Monokulturen gemeint, sondern stabile Ökosysteme, in denen es zu einer intensiven gegenseitigen Vernetzung etwa zwischen Pilzen und Bäumen kommt, bei der die Bäume die Pilze versorgen und die Bäume sich gleichzeitig gegenseitig über Gefahren informieren und mit Nährstoffen gegenseitig unterstützen können (vgl. Wohlleben 2015).

"Der natürliche Wald mit seinen drei Vegetationsschichten - Bäume, Sträucher, Kräuter- ist das Vorbild für den Waldgarten. Ein Waldgarten lässt sich auch auf kleinen Flächen verwirklichen. Im eigenen Waldgarten besteht die Baumschicht aus Obst- und Nussbäumen, die Sträucher sind Beerensträucher und fruchttragende Büsche und in der Wildkräuterschicht wachsen mehrjährige Gemüse- und Kräuterpflanzen. Die unterschiedlichen Höhen der Vegetationsschichten erlauben es, für alle Pflanzen sehr gute Lichtverhältnisse zu schaffen. Im Waldgarten werden nur Gemüsearten angepflanzt, die sich von selbst wieder aussamen. Mit einer geschickten Pflanzenauswahl kann auf diese Weise ein sich weitgehend selbst erhaltender Garten geschaffen werden in dem es zudem möglich ist, fast während der gesamten Vegetationsperiode zu ernten (Rusch 2012, S.54)."

Auf unseren Flächen im Kreis Lippe haben wir den Waldgarten schon in kleinen Bereichen etwa in unserem Hausgarten in der Lindenstraße unter zwei Linden und einer Eiche verwirklicht oder unter einer alten Baumreihe am Stielgarten und es ist sehr schön zu sehen, dass wir diese Flächen weitgehend sich selbst überlassen können. Wir können dort auch Kräuter wie Bärlauch, Waldmeister oder Giersch und verschiedenste Bäume für die Anpflanzung auf den anderen Flächen ernten. Auf anderen Flächen  etwa auf der Sommerbreite am Hasselholz überplanen wir gerade eine 6000 Quadratmeter große Fläche, die bislang auschließlich als Acker bearbeitet wurde mit Heckenanpflanzungen, Obstbäumen, Beerensträuchern, Kräuter- und Gemüseflächen so, dass Hecken, Bäume und Büsche eine Schutzfunktion für den Erwerbsgemüseanbau auf einer kleinen, dann aber nur sehr viel weniger dem Wind ausgesetzten Fläche ermöglichen. Die einzelnen Elemente des Waldgartens sind hier (noch) nicht in dem Maße integriert, wie es etwa Hart oder Whitefield anstreben. So werden wir die entstandene Streuobstwiese mit unseren Schafen beweiden lassen müssen, ohne die wahrscheinlich die Sträucher wie Hartriegel und Co. Schwarzdorn die Wiese in kurzer Zeit übernehmen würden. Auch die zu pflückenden Beerenobststräucher brauchen eine dauerhafte Pflege ohne die es zu einer schnellen Verbuschung dieser Flächen kommen würde. In diesen Bereichen versuchen wir mehr und mehr Permakulturprinzipien zu realisieren, wie sie im östereischischen Kontext von den Holzers oder Rusch propagiert werden und im deutschen Bereich etwa von Burkhard Kayser. Auf der einen Seite stehen dann grundlegende Prinzipien der Permakultur, wie sie beispielsweise von den Holzers  beschrieben werden (vgl. auch den Text im Register Waldgarten-Denkarium) und auf der anderen Seite stehen dann Überlegungen zur Verbesserung der Humuswirtschaft, um auch in einer biologisch und bäuerlich orientierten Landwirtschaft Erträge zu erzielen, die über eine Landwirtschaft zur Selbstversorgung hinausgehen."Eines ist klar: Wenn wir die Lebensdauer unserer heutigen Zivilisation verlängern wollen, ist ein Umbau unserer Landwirtschaft zwingend erforderlich. Wir müssen den Boden wieder respektieren lernen, müssen begreifen, dass er mehr ist  als ein Faktor von vielen in einem individuellen Fertigungsprozess, nämlich das lebendige Fundament unseres materiellen Wohlstandes. So ungewöhnlich es klingen mag, eine Zivilisationüberlebt nur dann, wenn wir Boden wie ein wertvolles Erbe behandeln, nicht als Ware - und ganz sicher nicht wie den letzten Dreck" (Montgomery, 2010, S.325). Einen Eindruck über die Bedeutung der Böden als Chance zur Verhinderung des Klimawandels findet sich in dem Film: "Humus die vergessene Klima Chance" (Trailer auf YouTube). Bodenschutz ist Klimaschutz.

"Boden gut machen", lässt sich nur auf der Grundlage von ethischen Voraussetzungen verwirklichen wie sie auch Mollison (1988, Seite 2-3) formuliert, indem man die Lebensgundlagen auf der Erde erhält, dafür sorgt, dass es möglichst vielen Menschen gut geht und Grenzen ( also auch Verbote!) zieht, um einen Zusammenbruch der Ökosysteme (vgl. Kipppunkte) zu verhindern. Gleichzeitig kann die Veränderung hin zu zu einem gesunden Boden nur entstehen, wenn es den Gärtnern auf diesem Boden gut geht.

Die Erhaltung und Entwicklung kleinbäuerlicher Strukturen entsprechen unserem politischem Anspruch ökologische, kleinräumige lokale  und vielfältige bäuerliche Produktion zu fördern und industrielle Landwirtschaft (Video: "Better have soil") zu erschweren. "Ökologisches Wirtschaften ist auf kleineren Flächen mit geringeren Herdengrößen am leichtesten zu gewährleisten" (Fleischatlas 2016, S. 36) und "Wer kleine Felder hat, sucht die Wertschöpfung bei Wein, Obst und Gemüse"  (Fleischatlas 2016, S. 37).

Entwicklung in die aus unserer Sicht richtige Richtung gibt es nicht nur in der biologischen Landwirtschaft, sondern auch bei den "konventionellen" Landwirten. Jens Petermann - ein Pionier einer klimafreundlichen Landwirtschaft zeigt in einigen "Youtube"-Beiträgen seine Vorstellung bodenbiologischeGrundlagen zu berücksichtigen. Das besondere an diesen Vorträgen ist die Offenheit Petermanns (Beispiel), eigene "Fehler" als Landwirt als Ausgangspunkt von Lösungen/Veränderungen vorzustellen .

Regionale Produkte, nachhaltiger Konsum und Produktion als Klima- und Gesundheitsschutz vor Ort

Garten, Gemüseanbau, regionale Produkte, Gemeinde Schlangen, bäuerliche Landwirtschaft
Garten, Gemüseanbau, regionale Produkte, Gemeinde Schlangen, bäuerliche Landwirtschaft

Klimaschutz heißt ...

 

Gesund essen heißt jedoch nicht in erster Linie Fleisch essen, sondern viel Gemüse und Obst  abwechslungsreich, frisch vom örtlichen Bauern, ohne den Zusatz von Pflanzengiften und Düngemitteln. Die Omega-3-Fettsäuren genießt man dann als Walnuß oder Leinsamen auf dem Feldsalat oder der entsprechenden Soße. Wer kennt noch Pastinake und Guten Heinrich oder lässt sich den Appetit von Liebstöckl und  Sauerampfer anregen. Liebstöckl kennen die meisten nur noch als Namensgeber für eine Würzmischung für klare Suppen und den Giersch aus den Erzählungen der Eltern als Notessen nach dem zweiten Weltkrieg und Feind des Gärtners und eben nicht als Urpetersilie mit der man wunderbar und feingehackt Salaten, Soßen und Gemüsen ein feines Aroma zum Abschluss hinzufügen kann.

Wir bieten unser Gemüse je nach Anfrage vom Feld, mit regelmäßiger Lieferung und nach einer Einweisung auch zum eigenständigen Ernten an.

Regionale Produkte, nachhaltiger Konsum und Produktion

 

Netzwerk Streuobstwiesenschutz

Apfelsorten, Apfelallergiker, Obst, Streuobstwiese, Gemeinde Schlangen
Apfelsorten, Apfelallergiker, Obst, Streuobstwiese, Gemeinde Schlangen

Wir pflanzen kontinuierlich Obst (z.B. über 100 Obstbäume bis 2023, weitgehend als Streuobstwiese), Wildobst und Beerenbüsche, um unsere Kunden und uns langfristig mit Äpfeln, Birnen, Zwetschgen, Quitten, Hagebutten, Schlehen ... versorgen zu können. Allein 100 Apfelbäume stehen in diesem Jahr (2023) in unseren Gärten und auf den Obstwiesen. Mindestens 25 unserer mehr als 70 Apfelsorten werden nach dem BUND-Lemgo von Allergikern als verträglich gemeldet. Die Verträglichkeit sinkt, vor allem bei neuen Sorten die zum einen beispielsweise Golden Delicious in der Ahnentafel vorweisen (ein besonderer Eiweißstoff) und wenig Polyphenol (bräunen und säuerlicherGeschmack) enthalten. Alte Sorten (vor 1940) haben diese Einkreuzung nicht und häufig einen hohen Polyphenolgehalt, wie etwa  bei uns Alkmene, Eifeler Rambur, Goldparmäne, Gravensteiner und Boskoop. Einen sehr schönen Film zum Apfelanbau ohne Pestizide bei Bannier in Bielefeld und Äpfel und Konsorten in Brandenburg zeigt ARTE Re.

So haben wir im Winter 13/14 z.B. Apfelbeerenbüsche (Aronia) und Zierquitten (Cido) gepflanzt für besonders gesunde und leckere Gelees und Säfte. Wir haben 2016 weitere 110 Apfelbeeren gepflanzt und in 2017/18 auf dem Schlänger Hassel ("Sommerbreite") in der Gemeinde Schlangen die Obstbäume durch weitere Obstgehölze und Beerenobst ergänzt, um auf einer großen Fläche (ca. 6000 Quadratmeter) angelehnt an Permakultur- und Waldgartenprinzipien Gemüse,  Obst,  Wildobst und Kräuter anzubauen. Im Netzwerk Streuobstwiesenschutz sind wir als vorbildlicher Streuobstwiesenbestand ausgezeichnet.

Apfelbeerenbüsche (Aronia) und Zierquitten (Cido) gepflanzt für besonders gesunde und leckere Gelees und Säfte. Wir haben 2016 weitere 110 Apfelbeeren gepflanzt und in 2017/18 auf dem Schlänger Hassel ("Sommerbreite") in der Gemeinde Schlangen die Obstbäume durch weitere Obstgehölze und Beerenobst ergänzt, um auf einer großen Fläche (ca. 6000 Quadratmeter) angelehnt an Permakultur- und Waldgartenprinzipien Gemüse,  Obst,  Wildobst und Kräuter anzubauen. Im Netzwerk Streuobstwiesenschutz sind wir als vorbildlicher Streuobstwiesenbestand ausgezeichnet.

In den Jahren 2009 -2016 haben wir im Norden und im Westen dieses Stücks eine Hecke angelegt bzw. vervollständigt, so dass "Sonnenfallen" entstehen. Im Osten der Teilfläche haben wir 2010 eine zweireihige Lindenallee (Baumabstand 10 Meter) gepflanzt . Ebenfalls haben wir dort in der Fläche zwei Steinhalbkreise errichtet, die in gleicher Weise die Sonne für Kräuteranpflanzungen einfangen können. Vom Weltall aus können wir jetzt schon sehr schön sehen, wie unsere Bemühungen, die reine Ackerfläche zu untergliedern und verschiedene Klimazonen zu entwicklen, sichtbar wird. 

 

Quellen: 

Äpfel ohne Pestizide (ARTE Re): https://www.youtube.com/watch?v=rWnS-qZbU4E

Bioland

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Sektorvorhaben Desertifikationsbekämpfung (CCD-Projekt)www.grund-zum-leben.de/themen

Global soil week 2017, https://globalsoilweek.org/

Hart, R.A.de J. (1993). Die Wald-Gärtnerei. Pala Verlag

Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8, 10117 Berlin, www.boell.de/fleischatlas

Montgomery, D.R. (2010). dreck. Warum unsere Zivilisation den Boden unter des Füßen verliert. München: oekom verlag.

Nachhaltigkeit

Rusch, Margit (2012). Anders gärtnern. Permakultur-Elemente im Hausgarten. Staufen: Ökobuch-Verlag, 3.Aufl.

Whitefield,P.(1999). Das große Handbuch Waldgarten.Xanten: OLV 

Wohlleben, P. (2015) Das Geheime Leben der Bäume. München: Ludwig.

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Sektorvorhaben Desertifikationsbekämpfung (CCD-Projekt)www.grund-zum-leben.de/themen

Sortenverzeichnis Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Apfelsorten/S